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Sonntag, 14. April 2013

Vorurteile im Check (2): Kommunismus mit Russenmütze

Время летит! - Die Zeit rennt.
In nicht einmal mehr 2 Monaten bin ich wieder zu Hause!

Die letzte Woche war nicht soo spannend - irgendwie habe ich aus Asien noch Husten mitgebracht, der nicht so ganz verschwunden ist bis jetzt. Dann hat natürlich auch der Schulalltag wieder angefangen, der im Vergleich zum Camp und zur Rotary-Tour ziemlich langweilig ist.
Letztes Wochenende habe ich hier noch einen Deutschen getroffen, der für einen 10-Tage-Austausch  nach Novgorod gekommen war. Das war echt mal ganz nett, denn Deutsche in so'ner russischen Kleinstadt wie hier gibt es eher selten!


Apropros Deutsch, Mein Gastbruder Sascha bekommt jetzt Deutschunterricht bei einer Privatlehrerin, die zu uns nach Hause kommt. Ich bin auch kurzerhand Teil des Unterrichts geworden und habe mit ihm die Aussprache geübt, die wirklich nicht schlecht ist.

Ansonsten taut gerade der Schnee, der hier für 5 Monate durchgängig gelegen hat - und alles steht unter Wasser und ist dreckig. Die Unmengen von Streusand verwandeln die Bürgersteige in ganze Schlammfelder. Abgesehen davon gibt's aber wenig neues, daher wieder mal ein kleines Vorurteile-Special:

6. Kommunismus + Konservativismus

Zu allererst muss ich sagen, dass auch in Russland  vor über 20 Jahren das politische System gewechselt hat (viele vergessen das ja immer). Russland ist durchaus kein kommunistisch geführter Staat mehr.
Allerdings wird mit der Sowjetvergangenheit anders umgegangen, als wir das in Deutschland vielleicht mit der DDR kennen. Die Russen sehen das einfach als Teil ihrer Vergangenheit, den jeder erlebt hat. Warum sollte man ihn dann verheimlichen?
Filme, Musik und Bücher aus dieser Zeit erfreuen sich immernoch großer Beliebtheit. Zum Männertag wird auch ohne Bedenken die Uniform aus alter Zeit ausgepackt. Wenn man durch die Stadt geht findet man noch an vielen Gebäuden und Zäunen Hammer-und-Sichel-Symbole. Auch Lenin steht noch an ein paar Orten herum, auch wenn es weniger Statuen gibt als früher. Doch das heißt alles nicht, dass man die Sowjetzeit übermäßig verehrt oder verklärt. Es macht für Russen bloß keinen Sinn etwas abzureißen oder wegzuwerfen, nur weil ein altes Zeichen drauf ist.
Natürlich hört man auch hier ab und zu, dass "früher" (vor 1990) alles besser war. Ganz davon überzeugt ist z. B. die rotgekleide Rentnergruppe, die am Nevskiy Prospekt in Petersburg mit Sprechchören und Fahnen die Wiedereinführung des Kommunismus fordert. Für Touristen wird das Thema sowieso nochmal ausgeschlachtet, man kann eigentlich nichts ohne Hammer-und-Sichel-Zeichen kaufen an solchen Souvenirbuden, egal ob Anstecker, Lenin-Notizblöcke oder KGB-Flachmänner.

Ansonsten ist die russische Gesellschaft in einigen Bereichen noch sehr konservativ, z. B. beim Thema Homosexualität. Per Gesetz ist es zwar straffrei, aber Akzeptanz gibt es eigentlich keine dafür. Auch beim Blick auf Kriegsgeschehen und Soldatenverehrung ist die Sicht darauf konservativ-heroisch und wird eigentlich nie hinterfragt.
Wer sonst noch mehr über die russische Gesellschaft wissen möchte, schreibt mir!






 Eine Leninsammlung aus: Novgorod, Perm und Wyborg

7. Schapka

Mit Russland verbindet jeder diese typische Mütze, die die Russen immer in Filmen tragen. Die Uschanka (Уши, Uhschie - Ohren) ist für die meisten der Inbegriff der russischen Kleidung - aber weitaus weniger anzutreffen als man denkt. Gedacht ist diese Mütze natürlich für den Winter, da sie Ohrenschützer hat (daher der Name), die allerdings meistens auf dem Kopf zusammengebunden sind. Die Ohrenschützer wirklich zu benutzen ist nämlich nicht so "männlich". Getragen wird die Uschanka meist von Polizisten und Soldaten. Und natürlich von Touristen, denn die kaufen die Dinger (meist mit Russenstern) mit Abstand am liebsten!
Allgemein werden Mützen, Kappen und Hüte von Russen aber sehr viel getragen. Na klar, im Winter wäre es auch kalt.
Beliebter als die Uschanka ist allerdings eine Art gefütterte Bergmütze. Bei Frauen sind (Kunst-)pelzmützen in verschiedensten Farben sehr verbreitet.
Der Name "Schapka" für die oben beschriebene und bekannte Uschanka ist nicht ganz richtig, denn Schapka (Шапка) bedeutet ganz allgemein Mütze und passt auch für alle anderen Arten davon.

Ein paar andere Themen sind ja noch offen, so wie Rolle der Frau, Soljanka, Balalaika, Alles nur provisorisch, Martrjoschkas, Pelzmäntel und Downloadparadies.
Die gibt es dann beim nächsten Vorurteils-Check!

Russisches Wort des Tages:

Весна (wessná) - Frühling

From Russia with Love

Heinrich

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