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Sonntag, 21. April 2013

Vorurteile im Check (3): Soljanka, Pelz und Balalaika

Привет!)

Eine weitere Woche ist rum, das geht echt fix.
Das Wetter hat sich schlagartig geändert. Lag am Anfang der Woche noch überall fast ein Meter  Schnee, ist bei 12-15°C in 4 Tagen alles geschmolzen und wir haben nun viel Sonne. Trotzdem geht's jeden Tag zur Schule, dort passiert eigentlich nichts spannendes, außer das ich  Bücher in solch einer Anzahl lese, wie es sonst nur über mehrere Jahre verteilt schaffe ;D
Meistens lese ich auf Englisch, weil die Buchläden hier immer ein paar Sachen im Original dahaben (z. B. Christie, Hailey, Salinger). Mittlerweile lese ich auch auf Russisch, am Anfang noch Agatha Christie als Übersetzung und zurzeit gerade -Achtung: Dostojewski!
Der Traum wird war, erinnern wir uns doch an diesen ersten Blogeintrag:

Bald geht's los (14. August 2012)

Ja, der Kreis schließt sich, vorallem für Blogleser der ersten Stunde (danke übrigens für fas 6000 Aufrufe!)

Da außer einem ganz guten Jazz-Konzert diese Woche nicht viel los war bei mir, gibt es eine neue Folge Vorurteils-check:

8. Balalaika:

Etwas, das man sofort zu Russland zuordnet ist natürlich - die Balalaika. Die Balalaika ist ein Zupfinstriment mit dreieckigem Schallkörper, von der Art her ähnlich wie eine Gitarre oder Laute, allerdings traditionell mit 3 Saiten. Auch wenn es als traditionelles Instrument gilt, wird es relativ selten gespielt. Jedoch wird Balalaika-Spielen in den Musikschulen als Unterrichtsfach angeboten. Anzutreffen ist sie allerdings doch eher nur noch auf Volksfesten oder in Soldatenfilmen, dann so in etwas wie hier:


9. Alles nur provisorisch

Wenn in Russland auch soviel nicht klappt, nicht funktioniert, nicht so arbeitet wie es soll - eine Lösung gibt's dafür immer. Also wenn es einen Weltmeister in Improvisation gibt, dann ist das mit Sicherheit Russland. Mitunter auch mal recht unkonventionell, kann man die Karosserie eines Unfallwagens doch ganz gut durch Pappe  wieder rekonstruieren. Wenn plötzlich Gäste kommen, findet sich an den unmöglichsten Stellen doch noch ein Platz zum Schladen. Und warum sollte man etwas neues kaufen, wenn das alte doch noch (größtenteils) funktioniert. Wer braucht denn ein gutfahrendes Auto - hauptsache, es fährt überhaupt! (das tun nämlich auch Fahrzeuge, deren Produktion schon vor Jahrzehnten eingestellt wurde)
Das ganze hier und dort mal reparieren führt natürlich dazu, dass das Land permanent in einen provisorischen Übergangszustand liegt, nichts wird so richtig fertig gemacht. Anstatt eine Straße richtig zu erneuern, repariert man nur soviel, dass es bis zum nächsten Jahr wenigstens hält (wenn man Glück hat). Eine der beiden großen Brücken in unserer Stadt, die letztes Jahr schon für lange Zeit überarbeitet wurde, ist ab jetzt schon wieder 3 Monate für Reparaturen gesperrt, weil es letzes Mal nicht gereicht hat.
Allerdings spiegelt das relativ gut die russische Mentalität wieder - Russen planen selten für lange Zeit voraus, man lebt ja im Hier und Jetzt. Das führt allerdings auch dazu, dass viele Menschen in unfertigen Häusern wohnen. Es funktioniert zwar alles was notwendig ist, aber an Türen oder eine Wandverputzung ist nicht zu denken - wozu brauch man das auch?

10. Pelzmäntel

Modisch unterscheidet sich Russland von uns Europäern eigentlich nur im Winter. Kleidungsstück № 1 ist dabei der Mantel (russ. пальто, palto). Vorallem ältere Damen tragen dabei gerne Pelzmäntel (oft mit passender Uschanka). Natürlich gibt es auch viel Kunstpelz, allerdings ist ein großer Teil doch von echten Tieren, darunter teure Mäntel mit großen Fellkragen. Grund dafür - es ist einfach das Beste zum Warmhalten.
Was bei uns schon überall Tierschützer auf den Plan rufen würde, führt in Russland allenfalls zu Unverständnis. Umwelt- und Tierschutz nehmen nehmen einen sehr geringen Teil im Leben der Russen ein. Zum Beispiel jetzt, wenn der Schnee weggetaut ist, findet man fast keinen Ort mehr, der nicht mit achtlos weggeworfenem Müll überhäuft ist. Und auch Tiere sind nach dem Menschen auch in den meisten Fällen zweitrangig - als Hausbelustigung oder aber eben als Wärmerspender im Winter



11. Soljanka

Wer an russisches Essen denkt, dem kommt wahrscheinlich die Soljanka-Suppe als erstes in den Kopf (vorallem wenn man aus Ostdeutschland kommt). Dabei ist Soljanka in Russland überhaupt nicht die Nummer eins beim Essen. Es gibt zwar durchaus fast jeden Tag Suppe, denn das ist das typische Mittagessen in russischen Haushalten. Absolute abgeschlagen auf den ersten Plätzen liegen dabei aber Borschtsch (rus. Борщ, Suppe mit Kohl und Roter Beete) und Schtschi (rus. Щи, einfache Weißkohlsuppe).
Soljanka musste ich mir erst von meiner Gastmutter wünschen, um sie hier in Russland essen zu können. Die typische Soljanka besteht aus sauer eingelegtem Gemüse (z. B. Salzgurken), Tomaten und verschiedenen Sorten Fleisch. Außerdem gibt es oft Kapern und Oliven, die allerdings erst kurz vor dem Essen hinzugegen werden.
Der Geschmack unterscheidet sich relativ stark von der Version, die wir in Deutschland essen, ist aber trotzdem empfehlenwert (:







Gut, das war mal wieder eine neue Folge vom Vorurteils-check, übrig bleiben die Themen: Rolle der Frau, Martrjoschkas und Downloadparadies. Wem noch was einfällt, der kann mir wie immer schreiben.

Ansonsten bin ich auch in 50 Tagen schon wieder zu Hause!

Russisches Wort des Tages:

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From Russia with Love

Heinrich

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